ÖGUT Kompakt #1: EU-Taxonomie – Einblicke, Analysen und Anforderungen
Shownotes
Kompakte Zusammenfassung zum aktuellen Stand der EU-Taxonomie aus Sicht von: großen Unternehmen, dem europäischen Fondsmarkt und Österreichischer Unternehmen. Unter den vielen Richtlinien und Verordnungen im Bereich Sustainable Finance nimmt die EU-Taxonomie einen zentralen Platz ein. Mit vier Expert:innen diskutierte ÖGUT-Sustainable Finance Expertin Susanne Hasenhüttl in einem Webinar der Serie „Grünes Geld für grüne Investitionen“ über ihre Einblicke in den Stand der Umsetzung sowohl in den Unternehmen als auch bei den Finanzprodukten – hier im Podcast fasst sie dieses Webinar zusammen.
Gäste im Webinar waren:
- Angela McClellan (Director Sustainable Finance von PwC Deutschland),
- Stefan Roithmeier (Geschäftsführer von The Value Group GmbH aus München),
- Mirjana Kovacevic (Mitarbeiterin in der Abteilung für Grüne Finanzen und Umweltökonomie im BMLUK),
- Raphael Fink (Projektleiter des Österreichischen Umweltzeichen im Verein für Konsumenteninformation).
Diese Themen werden besprochen:
- Taxonomie-Reporting großer europäischer Unternehmen
- Taxonomiekonformität des europäischen Fondsmarktes.
- Taxonomiekennzahlen österreichischer Unternehmen steht.
- Wie könnte ein verpflichtendes Taxonomiekriterium in die Umweltzeichenrichtlinie 49 für nachhaltige Finanzprodukte eingeführt werden.
Weiterführende Links und Studien
- Das gesamte Webinar „Grünes Geld für grüne Investitionen: EU-Taxonomie – Einblicke, Analysen und Anforderungen“ inkl. Präsentationsunterlagen
- Studie von PwC Deutschland zur EU-Taxonomie: „Finanzsektor zeigt kaum Fortschritte bei grünen Investments“
- Studie des BMLUK zur Taxonomiekonformität am europäischen Fondsmarkt
- Das Österreichische Umweltzeichen
- Alle News und Projektinformationen der ÖGUT Website
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Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich Willkommen zur neuen ÖGUT Podcast-Serie „ÖGUT kompakt“, in der wir Themen und aktuelle Entwicklungen für Sie zusammenfassen. Mein Name ist Susanne Hasenhüttl und ich darf Ihnen gleich in der ersten Folge etwas zu meinem Themenbereich, nämlich Sustainable Finance, erzählen den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Katharina Muna-Sammer in der ÖGUT leite.
00:00:31: Heute geht es um das Thema EU-Taxonomie, das wir im Rahmen eines Webinars mit Expertinnen und Experten aus der Finanzwirtschaft diskutiert haben. Wir von der ÖGUT hosten bereits seit 2021 in Kooperation mit dem Verein für Konsumenteninformation eine Webinarreihe zum österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte.
00:00:54: Diese Webinarreihe führen wir im Auftrag des BMLUK, vormals des Klimaschutzministeriums durch. Grund genug eigentlich, auch einmal im Rahmen eines Podcasts darüber zu erzählen. Das Thema Sustainable Finance, also nachhaltiger Finanzmarkt, ist hochaktuell und in Bewegung. Es gibt laufend neue Entwicklungen auf EU- und nationaler Ebene, die wir in eben dieser Webinarreihe aufzeigen, in Beziehung zum Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte setzen und mit Fachexpertinnen und Experten besprechen.
00:01:29: In der Podcast-Serie „ÖGUT kompakt“ wollen wir Ihnen die Gelegenheit bieten, sich relativ rasch einen Überblick zu einem Thema zu verschaffen. Heute geht es um die EU-Taxonomie, die Thema unseres Webinars Ende Mai war. Zur Einordnung möchte ich vorab noch etwas über das österreichische Umweltzeichen und die EU-Taxonomiequote sagen.
00:01:54: Das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte gibt seit vielen Jahren, genau genommen seit 2004, umfassende und strenge Kriterien für die Nachhaltigkeit vor. Diese Kriterien müssen von den Finanzprodukten eingehalten werden, wenn sie das Umweltzeichen tragen wollen und damit als nachhaltig gelten.
00:02:15: Das Umweltzeichen fordert derzeit keine bestimmte Taxonomiequote. Allerdings gibt es Überlegungen dazu und vor diesem Hintergrund müssen wir die heutige Episode betrachten. Nun zur EU-Taxonomie. Unter den vielen Richtlinien und Verordnungen im Bereich Sustainable Finance nimmt die EU-Taxonomie einen zentralen Platz ein.
00:02:39: Aber was ist die EU-Taxonomie eigentlich? Sie ist ein Klassifikationssystem, das festlegt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als umweltverträglich gelten. Die Taxonomie soll in erster Linie Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen, indem sie nach bestimmten Kriterien festlegt, was sie als grün bzw. nachhaltig gilt. Auch für Finanzprodukte spielen diese Taxonomie-Kriterien eine Rolle. So kann zum Beispiel für Finanzprodukte eine bestimmte Quote, also ein bestimmter Anteil an Taxonomie-konformen Aktivitäten, gefordert werden. Soviel mal einleitend zur EU-Taxonomie. Jetzt möchte ich Ihnen gerne über den Input der vier Expertinnen und Experten erzählen, die Einblicke in den Stand der Umsetzung sowohl in den Unternehmen als auch bei den Finanzprodukten gegeben haben.
00:03:35: Unsere Gäste im Webinar waren Angela McLean, sie ist Director Sustainable Finance von PWC Deutschland, Stefan Roithmeier, er ist Geschäftsführer von The Value Group GmbH aus München, Mirjana Kovacevic, sie ist Mitarbeiterin in der Abteilung für Grüne Finanzen und Umweltökonomie im BMLUK. Und Raphael Fink, er ist Projektleiter des österreichischen Umweltzeichen im Verein für Konsumenteninformation.
00:04:06: Wie gesagt, wenn Sie die Inputs in voller Länge nachschauen wollen, empfehle ich Ihnen, die Webinaraufzeichnung anzuschauen. Den Link dazu geben wir in die Shownotes. Ich werde nun die vier Beiträge zusammenfassen. Angela McClellan von PWC Deutschland widmete sich der Frage, wie gut das Taxonomie-Reporting großer europäische Unternehmen ist.
00:04:30: PWC hat dazu die Fortschritte von 93 Finanzunternehmen aus elf europäischen Ländern bei der Offenlegung von Taxonomiedaten untersucht Große Unternehmen müssen nämlich darüber berichten, wie viele taxonomiekonforme Aktivitäten sie im Unternehmen haben, also wie grün sie im Sinne der Taxonomie sind.
00:04:53: Finanzinstitute können dann auf diese Daten zugreifen und entsprechende Investitionsentscheidungen treffen. Die Taxonomiequoten sind laut dem Bericht von PWC Deutschland nach wie vor einstellig. Und diese niedrigen Quoten sind auch mit der Grund, warum diese Kennzahl noch nicht zur Steuerung in den Finanzinstituten verwendet wird.
00:05:16: Woran liegt das konkret? Bevor ich auf diese Frage näher eingehe, muss ich einen weiteren Begriff erklären, die Taxonomiefähigkeit. Es ist nämlich so, dass es nicht für alle Wirtschaftstätigkeiten diese Taxonomiekriterien gibt. Das heißt, nicht alle Wirtschaftstätigkeiten sind automatisch taxonomiefähig.
00:05:37: Die Taxonomiefähigkeit ist also stark vom Geschäftsfeld abhängig. Und alles, was nicht taxonomiefähig ist, kann auch nicht taxonomiekonform sein. Ein weiterer Grund, warum die Taxonomiequote bisher nicht zu Steuerungen in Finanzinstituten herangezogen wird, liegt laut Angela McLean darin, dass die KMUs nicht taxonomiefähig sind, also nicht zur Taxonomiequote, zum Beispiel einer Bank, beitragen können, was die tatsächliche Aussagekraft dieser Kennzahl erheblich beeinflusst.
00:06:14: Außerdem betonte Angela McClellan, dass der Taxonomiegrad eines Unternehmens oder eines Finanzportfolios allein nicht ausreiche, um den grünen Transformationsgrad zu beurteilen. Für die Zukunft bleibt es wesentlich, die regulatorischen Änderungen zu beobachten. Und momentan ist es wieder so, dass vieles in Bewegung ist, wie etwa die neue Omnibus-Verordnung der EU vom Februar 2025 verdeutlicht.
00:06:42: Nun zu unserem zweiten Gast, Stefan Roithmeier, Geschäftsführer von The Value Group. Er gab Einblicke in eine vom BMLUK beauftragten Studie. Geht es in der Untersuchung vom PWC und das Taxonomie-Reporting großer Unternehmen, so beschäftigt sich diese Studie von The Value Group mit der Taxonomie-Konformität des europäischen Fondsmarkts
00:07:09: Dazu wurden ca. 3.750 europäische Investmentfonds analysiert. Der Fokus lag dabei auf der DACH-Region und auf den nordischen Ländern. Ein zentrales Ergebnis der Studie war, dass der gemeldete taxonomiekonforme Umsatz durchschnittlich 3% zeigte mit ähnlichen Werten für CAPEX und OPEX. Ein für dieses Webinar besonders relevantes Ergebnis war die hohe Konformität bei Artikel-9-Fonds, die am Markt ja als dunkelgrün gelten, und bei Finanzprodukten, die mit dem österreichischen Umweltzeichen gelabelt sind.
00:07:47: Kurzer Einschub dazu: die sogenannten Artikel-9-Fonds sind gemäß der EU-Offenlegungsverordnung Finanzprodukte, die eine nachhaltige Investition anstreben. Auch wenn das Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte wie bereits erwähnt aktuell keine bestimmte Taxonomiequote fordert, so ist es erfreulich, dass diese zertifizierten Fonds bereits in Unternehmen mit taxonomiekonformen Aktivitäten investiert sind.
00:08:16: Bevor ich zu den zwei nächsten Expertinnen und Experten aus dem Webinar komme, möchte ich Sie gerne nochmal daran erinnern, dass wir von allen Webinaren die komplette Videoaufzeichnung und alle Präsentationsfolien zur Verfügung stellen. Jetzt geht es weiter mit Mirjana Kovacevic, Mitarbeiterin im Bereich Grüne Finanzen und Umweltökonomie des BMLUK.
00:08:39: Sie hat darüber berichtet, wie es um die Taxonomie-Kennzahlen österreichischer Unternehmen steht. Der Stichprobenumfang dieser Analyse bestand aus 44 Nicht-Finanzunternehmen und 18 Finanzunternehmen aus Österreich. Dabei zeigte sich, dass der durchschnittliche Umsatzanteil für Taxonomiefähigkeit 46% beträgt für Taxonomiekonformität 15%.
00:09:08: Grundsätzlich zeigte sich eine deutliche Streuung bei Taxonomiefähigkeit und Taxonomiekonformität zwischen den Branchen, auch was die getätigten Investitionen betrifft. Im Gebäudesektor beispielsweise wird ein hohes Potenzial an Taxonomiekonformität gesehen. Nahezu alle Investitionen sind taxonomiefähig so Kovacevic, aber weniger als die Hälfte erfüllen aktuell die Anforderungen an die Taxonomiekonformität. In der Tatsache, dass die EU-Taxonomie nur ausgewählte Wirtschaftsbereiche abdeckt, leiteten die Studienautorinnen die Notwendigkeit ab, die EU-Taxonomie weiterzuentwickeln.
00:09:50: Den Link zur Studie geben wir Ihnen auch in die Show Notes. Raphael Fink, Projektleiter Umweltzeichen im Verein für Konsumenteninformation, war der vierte Experte in unserem Taxonomie-Webinar. Er ging schließlich der Frage nach, wie ein verpflichtendes Taxonomie-Kriterium in die Umweltzeichenrichtlinie 49 für nachhaltige Finanzprodukte eingeführt werden könnte. Aufbauend auf der Studie von The Value Group, über die Stefan Roithmeier berichtete, gibt es den Vorschlag, eine 8%-ige Taxonomiekonformität als Minimalforderung für zertifizierte Fonds einzuführen.
00:10:30: Was während des Webinars noch nicht feststand, war, ob der Umweltzeichen Beirat diesen Vorschlag angenommen hat oder nicht. Dieser hat nämlich erst danach, also Ende Juni getagt. Mittlerweile wissen wir, dass der Beirat aus unterschiedlichen und gut argumentierten Gründen diese Detailänderung der Umweltzeichenrichtlinie derzeit nicht angenommen hat.
00:10:53: Wir halten Sie über die Entwicklungen dazu gerne am Laufenden. Das war es nun mit der kurzen Zusammenfassung des Webinars zum Thema EU-Taxonomie, an dem am 26. Mai 289 Personen teilnahmen. Die Webinarreihe wird von der ÖGUT im Auftrag des BMLUG und in Kooperation mit dem Verein für Konsumenteninformation durchgeführt.
00:11:19: Einleitende Worte gab es diesmal von unserem Auftraggeber Josef Behofsics aus der Abteilung Integrierte Produktpolitik, Betrieblicher Umweltschutz und Umwelttechnologie und Sebastian Holler aus der Abteilung Grüne Finanzen und Umweltökonomie des BMLUK. Auch diese können Sie in der Videoaufzeichnung nachschauen.
00:11:41: Damit bleibt mir nur, mich zu verabschieden und Sie auf die Shownotes hinzuweisen, wo wir alle Links zur Verfügung stellen.
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